„Pläne aufgestellt, durchgeführt, gefeiert“

Feuerwehr Vilzing gewinnt Bürgermeister als Schirmherrn – Grandiose Stimmung

Vilzing/Schachendorf  Bürgermeister Martin Stoiber hatte sich vorbereitet und in der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Vilzing gestöbert. Und dabei einen immer wiederkehrenden Rhythmus entdeckt. Alle paar Jahre hätten die Verantwortlichen der Ortswehr sich ein Ziel gesetzt, etwa ein neues Fahrzeug, hätten dann dazu alles in die Wege geleitet und schließlich durchgesetzt. Und dann wurde gefeiert. So wie es auch diesmal der Fall ist, da die Vilzinger nach dem Feuerwehrbedarfsplan der Stadt ein weiteres Einsatzfahrzeug brauchten. Das wurde schließlich auch ausgesucht und angeschafft. Und weil es nun mit zwei Fahrzeugen mehr Platz benötigt, hat man gleich das Gerätehaus neben dem bisherigen neu gebaut. Und jetzt wird gefeiert im August, vom 22. bis 24. Dazu braucht‘s einen Schirmherrn, und weil der Bürgermeister sich so für die beiden Neuanschaffungen eingesetzt hatte, darf er nun auch das Fest beschirmen.

Das mit dem Beschirmen hat schon relativ gut geklappt am Samstagabend des 8. Juni beim Schirmherrnbitten der FFW Vilzing zu Hause beim Bürgermeister in Schachendorf, die Regenwolken zogen südlich vorbei übers Sattelpeilnsteiner Fest. Nur ein bisserl zu kühl wurde es am Abend, um im Freien zu feiern, wie es der Hausherr eigentlich vorgesehen hatte. Doch seine Doppelgarage ist geräumig, da hatte sogar die recht große Abordnung des Festvereins genügend Platz, um mit den aus Chammünster geliehenen Musikanten, dem Adam Matthias und dem Ketterl Detlef, kernig zu feiern, so wie es die Vilzinger gewohnt sind.

Die zwei Musiker spielten schon die Gäste, die im Schlepptau hinter einem Golfwagen, in dem der Feuerwehrvorsitzende Helmut Mühlbauer den Kurs vorgab, in einem Autocorso von Vilzing angefahren waren, aufs Stoibersche Grundstück. Da wartete schon der Bürgermeister mit seiner Julia und der hilfreichen Schar aus beiden Familien. Der Helmut überreichte an Martin Stoiber den obligatorischen Schirmherrnschirm in den Stadtfarben Rot und Weiß und an die Partnerin einen schönen Blumenstrauß. „Dann müss’ma etz no an offiziellen Teil macha“, fand der Helmut, zog seine Notizen aus der Tasche und trug seine wohl geformten Verserl vor.

„Liaba Buagamoasta, mir san kemma und wolln di a weng in Anspruch nemma. An Grund, moane, wirst dir ja eh scho denga, unserem neuen Fahrzeug und an Haisl wolln ma an Segen schenga. Und … wias hold bei uns is da Brauch, ghört zu an Fest a Schirmherr selbstverständlich auch. Wer könnte des wohl sein – und wie hoaßta? Mia ham hoid gmoant, da Burgamoasta. Er steht zu uns – zu jeder Zeit mit Sachverstand und Herzlichkeit.“ Den zum Amt gehörigen Schirm halte er ja schon in Händen, „hoffma, du mousd den auf unserm Fest nie entfalten. Du, lieber Martin, sollst des bei unserem Festl richten und den Himmel ganz besonders fest abdichten, dass do ja koa Trepfal owa kimmt und in unser Rhaner Festbier rinnt.“

Da konnte Martin Stoiber natürlich nicht nein sagen und er betonte, dass es für ihn wirklich eine Ehre sei, dass die Vilzinger Wehr ihm dieses Amt angetragen habe. Er freue sich über die große Schar, die zum Schirmherrnbitten gekommen sei, mit allen früheren Festhonoratioren der Wehr. Er hoffe, dass das Segnungsfest von gutem Wetter begleitet werde und es so für die Gäste viele schöne Erlebnisse und später Erinnerungen geben werde. Die früheren Vilzinger Amtsträger begrüßte er einzeln, wobei er bei den Festmüttern ein wenig mit den Vor- und Zunamen durcheinander kam. Er dankte noch seinen Helfern aus den Familien Stoiber und Dendorfer im Hintergrund, die alles gut vorbereitet hatten und die Gäste mit Getränken und Gegrilltem versorgten.

Doch dann wurde es ernst. Der Helmut überreichte dem Martin einen Zapfhahn fürs mitgebrachte Bierfassl. Ohne Schürze wagte sich der Bürgermeister an diese Aufgabe und hatte den Hahn eigentlich auf einen oder zwei Schläge im Fass. Eigentlich. Denn mittendrin spritzte der Saft neben diesem aus dem Spundloch und kein Schlagen mit dem Hammer half. Schließlich erkannte der Martin, dass der Gummiring im Spundloch sich zusammengeschoben hatte, so dass der Zapfhahn nicht halten konnte. Schließlich war der Hahn drin, das Bier oder besser gesagt der Foam floss und die Umstehenden versuchten, sich von den Spritzern zu befreien. Beim Frühlingsfest in Cham wird’s wohl ähnlich gewesen sein.

In der Garage ließen sich dann alle nieder und schufen erst mal eine Grundlage für den langen Feier-Abend. Nach einer Weile ergriff der neue Schirmherr noch mal das Wort und blickte auf die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Vilzing zurück. 1888 sei sie wie viele andere offiziell gegründet worden, nachdem es zuvor eine Art Pflichtfeuerwehrdienst gegeben hatte. 1895 sei eine „Feuerlöschmaschine“ angeschafft worden, für die ein „Feuerwehr-Requisitenhäuschen“ gebaut wurde. 1889 wurde die erste Vereinsfahne angeschafft, die es noch heute gibt.

1940 sei der Antrag auf den Ankauf einer Motorspritze gestellt worden und noch im selben Jahr wurde das Gerät gekauft. An die nächsten größeren Ereignisse können sich die älteren Feuerwehrler noch erinnern. Etwa die zweitägige Fahnenweihe des neuen Banners 1960, 1964 der Bau eines neuen Gerätehauses mit Jugendheim im ehemaligen Schulgarten, 1966 kam das neue Löschfahrzeug dazu, ein Ford Transit, damals das Nonplusultra. Und das alles wurde natürlich auch gefeiert.

Beim 100-jährigen Gründungsfest 1983 war Helga Berthold Festmutter, sie war auch in Schachendorf wieder dabei. Dazu bemerkte Martin Stoiber, dass in der Chronik der FFW Vilzing immer wieder die Namen einiger Familien auftauchen, die sich seit der Gründung der Wehr besonders für die Feuerwehr eingesetzt haben, wie eben die Berthold, die Stelzer, die Irrgang usw. In dieser Zeit entstand auch die Idee, das alte Schulhaus zu einem Feuerwehr-Gerätehaus und ein Gemeinschaftshaus für die Vilzinger Vereine umzubauen. 3500 Stunden Eigenleistung seien da eingebracht worden, „um die Stadt und die Vereinskasse zu schonen“, wie in der Chronik vermerkt wurde.

1991 bekam die FFW Vilzing ihr erstes LF8, das Willi Wanninger als Kommandant und jetziger Ehrenschirmherr beantragt hatte. Gefeiert wurde das natürlich auch vier Tage lang. 2009 war die nächste Feier dran, das 125-Jährige der Wehr. Da war die FFW Schachendorf Patenverein. Wie überhaupt die beiden Nachbarwehren sich immer wieder bei Festen oder Übungen und Einsätzen unterstützen. „Das zeigt die enge Verbundenheit der beiden Wehren.“ Die Vilzinger Feuerwehr sei auch immer bei den Ersten gewesen, wenn es um die Gründung einer Damengruppe, einer Jugend- oder Kinderfeuerwehr ging. Und sie wirke auch stark ins Dorfleben hinein, etwa durch die Pflege des Dorfweihers, die Initiative für den Weihnachtsmarkt oder mit ihrem Faschingsball und früher noch dem Weiberfasching. Seit ein paar Jahren nehmen die Feuerwehrler auch am Faschingsumzug in Chammünster mit einem Wagen teil.

„Über 140 Jahre FFW Vilzing, darauf kann man stolz sein. Es geht dabei immer um die Fortführung von Tradition und die selbstlose Hilfe für Menschen in Not. Und wenn man das fortsetzen kann, dann kann ich das auch gut beschirmen. Ihr seid auch heute auf dem modernsten Stand der Technik, da kann man stolz sein und feiern. Aber es braucht immer Menschen, die für die Feuerwehr im Verein brennen und dafür, den Menschen zu helfen.“

Nach diesem Blick auf die lange Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Vilzing und etwas ernsteren Tönen ging es zünftig weiter. Der Matthias und der Detlef holten ihre Stimmungshits raus und schnell standen die Gäste auf den Bänken und klatschten sich die Hände rot. Dazu brauchte es kaum ein Schnapserl, auch wenn der Martin mit seinem Flaschen-Korb fleißig durch die Reihen ging. Auf jeden Fall war die Stimmung prächtig und der Schirmherr strahlte glücklich und so ging es bis in die tiefe Nacht hinein, oder noch länger.

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